Kredit: Kriterien der Bank zur Kreditwürdigkeit

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Dieter Schütz_pixelio.de        www.pixelio.de

Die Bank prüft bei einer Kreditentscheidung – nicht nur im Zuge einer Existenzgründung – verschiedene Themen; die wichtigsten davon werden in diesem Artikel behandelt. Dies ermöglicht eine erste Orientierung darüber, was die Bank erwartet, wenn man ein Darlehen beantragt.

Unternehmer(in) und Geschäftsmodell

1. Äusserst wichtig und wohl auch entscheidend: der Mensch und sein/ihr Geschäftskonzept. Dies wurde bereits im Artikel „Die Bank als Partner“ diskutiert. Ich hebe hier zusätzlich heraus, dass die Bank (wie jeder Geldgeber) sehen will, inwiefern das Geschäft bzw. der Umsatz wirklich kommt! Weil dies von überragender Bedeutung ist, sollte man vor einem Gespräch mit der Bank sowohl hinreichend seinen  Zielmarkt erforscht und die Ergebnisse dazu im Businessplan niedergelegt haben. Auch sollten konkrete Massnahmen zur Förderung des Geschäftes definiert und im Businessplan dokumentiert sein, welche in Folge auch konsequent umgesetzt und ihre Wirkung zeitnah kontrolliert werden.

Eigenmittel

2. Die Eigenmittel bzw. das Eigenkapital sollten einen deutlichen Anteil am gesamten benötigten Kapital haben. Die Banken behandeln dies nicht in völlig gleicher Weise und der Anteil bewegt sich, je nach Industrie, etwa zwischen 15% und 40% am gesamten Kapital; für z.B. herstellende Unternehmen eher im oberen Bereich und für den Handel eher im unteren. Wieviel genau akzeptabel ist, muss jedoch in jedem Einzelfall ermittelt werden. Unter Eigenmittel ist hier nicht nur selber eingebrachtes Kapital z.B. Einlagen zu verstehen, sondern auch anderes Kapital, welches z.B. von Gesellschaftern langfristig überlassen wurde und sowohl am Gewinn als auch am Verlust beteiligt ist. Umso mehr Eigenmittel der künftige Darlehensnehmer vorweisen kann, desto leichter die Entscheidung für die Bank. Obendrein kann dies auch den Zinssatz positiv im Sinne des Kunden beeinflussen. Es lohnt sich also z.B. für ein neues Geschäft zu sparen und zusätzlich zu prüfen, wo im persönlichen oder beruflichen Umfeld noch Mittel „locker gemacht“ werden können!

Sicherheiten

3. Sicherheiten haben den Zweck, den Geldgeber weitgehend schadlos zu halten, falls ihm gegenüber der Darlehensnehmer seinen Verpflichtungen, wie Zinszahlung und Rückzahlung, nicht (mehr) nachkommt. Sicherheiten sollten möglichst konkrete, „anfassbare“ Vermögensgegenstände sein oder auch sog. working capital wie z.B. Forderungen gegenüber Kunden – welche noch nicht verpfändet sind. In Zusammenhang mit dem Kreditrisiko beurteilt die Bank auch eventuelle weitere Aktivitäten zur Erzielung wirtschaftlichen Einkommens. Letztlich geht es bei all dem um die Absicherung der Bank, ihr ausgeliehenes Geld wieder zurück zu erhalten.  Achtung: Nicht verzagen! Auch wenn nun jemand ganz spontan meint, dass er sowieso keine Chance hätte, weil er einfach nicht genügend Sicherheiten bieten könne, so sollte man trotzdem mit der Bank darüber sprechen. Es gibt im weiten Bereich der Finanzierung durch Kredit Möglichkeiten, mit denen solche Probleme häufig – wenn auch nicht immer! – gelöst werden können. Beispielsweise kann eine Zusammenarbeit mit einer Bürgschaftsbank geprüft werden, was das Thema zu einem großen Teil entschärfen kann. Es lohnt sich für den Kunden wie auch die Bank gemeinsam nachzudenken, was im Einzelfalll möglich und dann das Beste ist.

Bestehende Verpflichtungen

4. Die aktuelle Schuldensituation ist umfassend durch den Antragsteller darzustellen, um die Beurteilung der zukünftigen Belastung des Kunden zu ermöglichen. Die anzufertigende Schuldenübersicht  umfasst alle bereits eingegangenen finanziellen Verpflichtungen, wie z.B. abgeschlossene und noch exisitierende Darlehen, Leasinggeschäfte, Miet- und Pachtverträge, getätigte Ratenkäufe oder andere Verpflichtungen von bedeutsamer Höhe. Dies alles wird auch und besonders im Hinblick auf den zukünftigen Schuldendienst geprüft. Der – monatliche, quartalsmässige oder auch halbjährliche – Schuldendienst soll dann in einem vernünftigen Verhältnis zum Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stehen (EBITDA) stehen. Damit soll hinreichend sichergestellt werden, dass – grob gesagt – die erzielten Nettoeinnahmen des Geschäfts sowohl die Bedienung der Schulden, die Investitionen zur Substanzerhaltung, fällige Steuern wie auch eine ausreichende Vergütung  für das Eigenkapital abdecken. (Eine Diskussion dessen, was genau „vernünftig“oder „ausreichend“ wäre, würde uns hier zu weit weg vom Thema führen)

Zahlungsfähigkeit

5. Ein Businessplan mit Gewinn-und Verlustrechnung und einer integrierten Liquiditätsplanung (siehe auch „Bonität für eine Finanzierung durch die Bank„) soll zeigen, dass der Unternehmer sein Geschäft auch finanziell gut durchdacht hat und der ermittelte Finanzierungsbedarf realistisch ist.  In diesem Zusammenhang ist eine konsequente Kontrolle entscheidend, um das Geschäft finanziell „auf Kurs“ zu halten und ggf. Korrekturmassnahmen bei deutlichen Abweichungen zu ergreifen.  Eine positive Entscheidung der Bank über den Kredit wird sehr erleichtert, wenn die o.a. Planung und die Kontrollmassnahmen überzeugend dargestellt werden. Hier kann der Kreditkunde auch unter Beweis stellen, dass er über die Portion kaufmännischer Kompetenz verfügt, welche generell von einem Unternehmer erwartet wird.

Liquiditätskontrolle

Es kann nicht genug betont werden: Die kontinuierliche – je nachdem: wöchentlich. monatlich oder quartalsmässig – Kontrolle  des Geschäftserfolges und seiner einzelnen Bestandteile sowie ganz besonders der Liquidität ist absolut kritisch für die Existenz des Unternehmens! Genau hier kommen auch die Verpflichtungen des Unternehmen’s gegenüber Gläubigern ins Spiel. Wer hier etwas „schleifen lässt“ oder zur „Aufschieberitis“ neigt, riskiert über kurz oder lang das Vertrauen der Bank und obendrein die Zahlungsunfähigkeit und damit ein Desaster für sein Unternehmen. Sollte man sich um die in Punkt 5. angesprochenen Themen, warum auch immer, nicht selber kümmern können, so sollte ein Experte oder Berater hinzugezogen werden. Das Geld, welches für diese Unterstützung gezahlt wird, kann man nicht nur als Art Versicherungsprämie für den Fortbestand des Unternehmens (und damit des erhaltenen Darlehens) interpretieren, sondern es kann ebenfalls als Investition in eine deutliche Verbesserung des Geschäftserfolges betrachtet werden.

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